Salärstudie 2023: Geschlechterungleichheit unter der Lupe
Ingenieurinnen und Architektinnen verdienen 15% weniger als ihre männlichen Kollegen. Das zeigt die Salärstudie 2023 von Swiss Engineering mit Schwerpunktthema Geschlechtergerechtigkeit.
Trotz Fortschritten in vielen Bereichen sind Frauen in den Architektur- und Ingenieurdisziplinen immer noch in der Minderheit. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von gesellschaftlichen und historisch-kulturellen Faktoren bis hin zu Unterschieden in der Ausbildung und dem Studium. Dies zeigt die Salärstudie von Swiss Engineering, die seit 1908 regelmässig durchgeführt wird. 2'948 Ingenieur:innen und Architekt:innen haben sich an der Salärumfrage beteiligt.
Gehaltsgerechtigkeit: Lohngefälle zwischen Geschlechtern
Gemäss der Studie verdienen Männer im Durchschnitt über 15% mehr als Frauen. Die Gründe dafür wurden genauer analysiert, indem die Informationen über die berufliche Situation der Befragten ausgewertet wurden. Zu beachten ist, dass die Studie gewisse Einschränkungen aufweist, weil sie auf Umfragedaten basiert, die nicht auf offiziellen Statistiken beruhen. Zudem haben nur wenige Frauen daran teilgenommen. Klare Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind bei den Faktoren Arbeitseinsatz, Berufserfahrung, Alter und berufliche Position zu erkennen. Selbst wenn diese Unterschiede berücksichtigt werden, fällt der Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern mit 8.5% bestehen.
Berufliche Faktoren als Herausforderung der Geschlechterdisparitäten
Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen klare Unterschiede in der Beschäftigungssituation zwischen den Geschlechtern. Männer dominieren sowohl zahlenmässig als auch in Führungspositionen im Ingenieurwesen. Lediglich 8% der Frauen sind in Geschäftsleitungsfunktionen tätig, während es bei den Männern 18% sind. Auch in anderen Führungsebenen sind Männer häufiger vertreten. Mehr Frauen arbeiten in Positionen ohne Führungsfunktion (45%), im Vergleich zu Männern (28%).
Die befragten Frauen nennen diese Hauptgründe der Hindernisse für ihre Karriere im Ingenieurwesen: Gesellschaftliche und historisch-kulturelle Gründe (38%) sowie die Priorisierung und Förderung der Ausbildung und des Studiums (27%).
Ungleichbehandlung und Teilzeitoptionen
Mehr als die Hälfte der befragten Frauen sind der Ansicht, dass die deutlichsten Formen der Ungleichbehandlung in den Bereichen Lohn und Lohnerhöhungen bestehen. Ebenso empfinden sie Ungleichheit in der Vertretung in Führungspositionen sowie in den Bereichen Karriereförderung und Beförderung als besonders ausgeprägt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Freizeit ist gemäss der Studie ein wichtiger Faktor. 85% der Befragten geben an, dass ihr gegenwärtiger Arbeitgeber die Möglichkeit für ein Teilzeitpensum anbietet. In einigen Fällen jedoch nur unter spezifischen Bedingungen oder Voraussetzungen. Zum Beispiel könnte dies von der Position abhängen, einem Mindestpensum, Weiterbildung, Arbeitsweg oder der allgemeinen Geschäftssituation.
Die aktive Rolle der Arbeitgeber
Massnahmen zur Förderung der Gleichberechtigung sind dringend notwendig. Die Arbeitgeber könnten viel dazu beitragen. Beispielsweise durch die Anerkennung von Elternzeit als wertvolle Berufserfahrung, um die Karrieren kontinuierlicher zu gestalten. Auch eine finanzielle Beteiligung an Kinderbetreuungskosten könnte die Belastung für die Eltern verringern. Oder die Entwicklung von Modellen für Teilzeitarbeit in Führungspositionen hätte zum Ziel, ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben zu schaffen.
Zusammengefasst ist es laut der Studie wichtig, die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie zu unterstützen. Auch stereotype Vorstellungen von Ausbildungs- und Berufswegen abzubauen und Lohntransparenz einzuführen. Diese Schritte sind entscheidend, um eine fairere und gerechtere Arbeitswelt in den Bereichen Architektur und Ingenieurwesen zu schaffen.
Beitrag von: Uschi Roth