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Auf den Spuren der Umweltverschmutzung in Lausanne

Ein Forscherteam der EPFL, der Universität Lausanne und der Unisanté hat einen Bericht über die Altlasten einer Müllverbrennungsanlage veröffentlicht, die von 1958 bis 2005 im Lausanner Vallon-Viertel brannte. Dabei fanden die Forscherinnen und Forscher auch heraus, warum das Viertel Le Vallon als Standort für die Müllverbrennungsanlage ausgewählt wurde.

Gesamtansicht der Cité, aufgenommen von der Hermitage aus, mit dem rauchenden Schornstein der Müllverbrennungsanlage von Le Vallon im Vordergrund. Fotografie von 1967. | © Musée Historique Lausanne
Gesamtansicht der Cité, aufgenommen von der Hermitage aus, mit dem rauchenden Schornstein der Müllverbrennungsanlage von Le Vallon im Vordergrund. Fotografie von 1967.

Ende 2020 wurden Dioxine und Furane im Boden des Lausanner Stadtteils Vallon entdeckt. Das veranlasste eine Gruppe von fünf Forscherinnen und Forschern dazu, zusammenzuarbeiten, um besser zu verstehen, wie die Verbrennungsanlage funktionierte, wie sich die Verschmutzung zusammensetzte und warum die Verschmutzung bis 2020 unentdeckt geblieben war. Ihr Projekt war Teil des Programms Collaborative Research on Science and Society (CROSS), das gemeinsam von der EPFL und der Universität Lausanne finanziert wird.

 

«Es ist sehr schwierig zu verstehen, was in dieser Verbrennungsanlage passiert ist, wie sich die Emissionen entwickeln und wie die Bevölkerung möglicherweise belastet wird», erklärt Florian Breider, Umweltchemiker und Leiter des Zentralen Umweltlabors an der EPFL-Fakultät für Architektur, Bau- und Umweltingenieurwesen (ENAC). Um die Vorgänge besser zu verstehen, unternahm das Team gemeinsam eine Zeitreise in die Vergangenheit, indem es auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesarchive, politische Debatten und technische Dokumente zugriff.

Die Geschichte rekonstruieren

Auf diese Weise erfuhren die Forscher, warum das Vallon-Viertel als Standort für die Verbrennungsanlage ausgewählt wurde. Ursprünglich war das Viertel La Sallaz in Betracht gezogen worden, doch nach dem Widerstand der dortigen Bewohner wurde der Standort in Vallon gewählt, da es sich um ein Arbeiterviertel handelte, das manche bereits als heruntergekommen ansahen. Und weil Vallon in einem Tal liegt, würde der sichtbare Schornstein nicht so sehr auffallen. Die Geschichte sollte später zeigen, dass die topografische Lage von Vallon Probleme im Hinblick auf den Abzug des Rauchs mit sich brachte.

Welche Abfälle wurden verbrannt?

Die Forscher konnten nicht nur nachvollziehen, wie die Technik der Verbrennungsanlage funktionierte, sondern auch, wie sich die Art der verbrannten Abfälle im Laufe der Zeit entwickelte. Das trug zu einem besseren Verständnis des Verschmutzungsprofils von Dioxinen und Furanen im Boden bei. «Es gibt keine einzelne Dioxin- oder Furanverbindung, sondern eine Reihe von 210 Verbindungen mit unterschiedlichen strukturellen Merkmalen und Toxizitätsgraden. Vor dieser Forschung fehlte das Wissen über dieses historische Verschmutzungsprofil», erklärt Aurélie Berthet, Toxikologin bei Unisanté. «Wir konnten in den Archiven Informationen über die Art und Menge der verbrannten Abfälle sowie technische Angaben über die Verbrennungstemperatur und die Rauchgasfilteranlagen finden, die nach und nach installiert wurden», erklärt Fabien Moll-François, Historiker und Wissenschaftssoziologe an der EPFL und Unisanté. Indem sie aus historischen Archiven erfuhren, wie viel Papier und Grünabfälle in welchen Mengen verbrannt wurden, konnten die Forscher die chemische Zusammensetzung der Abfälle und ihre Auswirkungen auf die Umwelt beurteilen.

Zu stark ausgelastet und nicht modernisiert

Zwei ENAC-Masterstudenten für Umwelttechnik, Alexis de Aragao und Xiaocheng Zhang, haben im Rahmen ihrer Projektarbeit ebenfalls an der Untersuchung mitgearbeitet. Anhand der vom CROSS-Team gesammelten Daten und Aufzeichnungen fanden sie heraus, dass die Verbrennungsanlage in den frühen 1970er-Jahren über ihre Kapazität hinaus genutzt wurde. Das bedeutete, dass manchmal mehr als 50 Prozent des gesamten verbrannten Abfalls als Rückstand zurückblieben – eine wichtige Information aus ökologischer und sozio-historischer Sicht.

 

Die Studie zeigt Probleme in Bezug auf die Governance auf, insbesondere die Aufgabe eines alternativen Projekts für eine Müllverbrennungsanlage, das die Überlastung der Verbrennungsanlage in Le Vallon verhindert hätte. Die Verwaltung der Verbrennungsanlage wurde in den 1980er-Jahren aufgrund von Spannungen zwischen der Stadt, dem Kanton und dem Bund komplexer. Wiederholte Warnungen vor Schwermetallen und Dioxinen ab den 1970er- und 1990er-Jahren führten nicht zu einer angemessenen Anpassung an die Normen. Der Kanton, der für die Verwaltung und Überwachung zuständig ist, befinde sich daher in einer delikaten Lage, meint Céline Mavrot von der Universität Lausanne. 

Zürich 10.07.2024
Beitrag von: Stephanie Parker, Virginie Martin, EPFL
Bildquelle: Musée Historique Lausanne

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